Beschluss: zur Kenntnis genommen

Sachverhalt:

Der Landkreis Mayen-Koblenz wurde im September 2020 gemeinsam mit 31 weiteren Bewerbern im Rahmen der zweiten Runde des Förderprojektes „Modellprojekte Smart Cities“ ausgewählt, die Region MYK bis Ende 2027 mithilfe der Digitalisierung effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Ziel ist es, den Alltag aller Menschen im Landkreis Mayen-Koblenz smarter zu gestalten – das heißt angenehmer, einfacher, nachhaltiger und effizienter.

Unter dem Motto „Gemeinwohl und Netzwerkstadt / Stadtnetzwerk“ des Förderprogramms finden die Gewinnerkommunen gemeinsam mit den Akteuren und Netzwerken vor Ort Ziele und Wege, die Lebensqualität durch die digitale Transformation zu verbessern und unsere regionale Attraktivität zu erhöhen. Dazu stehen unserem Landkreis insgesamt 17,5 Mio. € über die gesamte Projektlaufzeit hinweg zur Verfügung.

Im Fokus der „Smarten Region MYK10“ stehen drei zentrale Zukunftsaufgaben:

  1. Die zukunftsorientierte Transformation von Stadt und Land
  2. Die innovative Gestaltung der Mobilität
  3. Die Verbesserung des Zusammenlebens

Zur Umsetzung wurde ein partizipativer Ansatz unter Beteiligung aller regionalen Interessensgruppen gewählt. Dazu sollten sowohl die Zivilbevölkerung, als auch regionale Unternehmen, Vereine, Institutionen, die kommunalen Verwaltungen und Bildungseinrichtungen eingebunden werden. Es soll ein Bewusstsein für die Zukunftsaufgaben und Projekte der Smarten Region MYK10 bei den Verantwortungsträgern, der Verwaltung und Unternehmen sowie den Menschen vor Ort geschaffen werden.

Nachstehend erfolgt eine Sachstandsmitteilung zu den bislang insgesamt vier in Umsetzung befindlichen Projekten im Bereich der Verbandsgemeinde Mendig:

 

1.) „AMT-O-MAT“ (Bürgerterminal)

Als eines der ersten Projekte wurde vom Projektbüro der Smarten Region MYK10 das Bürgerterminal favorisiert. Hiermit soll die Möglichkeit geschaffen werden, mittels eines Terminals außerhalb der Öffnungszeiten der Bürgerbüros entsprechende Verwaltungsleistungen in Anspruch zu nehmen und zu beauftragen. Dies beinhaltet auch die Maßgabe, Dokumente übergeben zu können.

Bürgerterminals erinnern rein optisch an Bankautomaten und Packstationen. Sie bieten aber eigentlich eine Kombination aus beiden Geräten. Neben einer klassischen Abhol- und Abgabestation können sie Prozesse der Antragstellung ergänzen. Das heißt, der Bürger kann dort auch, unabhängig von seinem Internet zu Hause, zunächst aus einem bestimmten Portfolio Anträge stellen und Dienstleistungen beantragen. Dieses Service-Angebot gilt unabhängig von den Öffnungszeiten des Bürgerbüros und bietet unserer Verwaltung die Möglichkeit, sich den Bedürfnissen der Bürger weiter anzupassen. Weiterhin erfüllt das Bürgerterminal bereits bestimmte Kriterien zur Umsetzung des OZG.

 

Von Seiten der KfW, Fördermittelgeber, wurde bereits eine zweijährige Förderung unter der Voraussetzung der wissenschaftlichen Begleitforschung zugesagt. Sechs Kommunen im Landkreis haben sich für eine solche bürgerfreundliche Lösung und die Erprobung entschieden. Die Zusammenarbeit und die gemeinsame Entwicklung der einzelnen Parameter erfolgt gemeinsam mit verschiedenen Firmen aus dem Bereichen Programmierung, Selbstbedienungsanwendungen und Systemintegration. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch Univ.-Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves

(Lehrauftrag an der Universität Bremen) und Dr. Hans Christian Klein von der Firma Niehaves & Friends. In verschiedenen Workshops und Arbeitstreffen wurden die wichtigsten Parameter erarbeitet und sind letztlich Grundlage für die Erstellung eines ersten Prototypens.

Als Namen für das Bürgerterminal hat die Arbeitsgruppe den Namen AMT-O-MAT festgelegt. Nach aktuellem Planungsstand wir in der Verbandsgemeinde Mendig der AMT-O-MAT im März 2024 an den Start gehen können.

Als Standort des AMT-O-MAT ist das Foyer der Kreissparkasse Mayen neben der VG Verwaltung am Marktplatz vorgesehen. Von Seiten der Kreissparkasse gab es hierzu auch bereits grünes Licht zur Installation und Aufstellung des Terminals. Die dortigen Öffnungszeiten morgens ab 5:30 Uhr und bends bis 23:00 Uhr bieten sich ideal für einen Betrieb außerhalb der Dienstzeiten des Bürgerbüros an. In der VG Mendig könnten dann zunächst folgende Leistungen erprobt und angeboten werden:

·         Gewerbean-, -ab- und -ummeldung;

·         Hundesteueran-, -ab-, -ummeldung, -befreiung, -ermäßigung;

·         Eheurkunde;

·         Geburtsurkunde;

·         Sterbeurkunde;

·         Meldebescheinigung;

·         Anmeldung Beherbergung;

·         Wahlschein beantragen;

·         Zählerstand Wasser erfassen;

 

Hinweis: Das smarte Projekt „AMT-O-MAT“ im Zuge von MYK10 ist zu unterscheiden von dem sog. „Self-Terminal“ im Bereich des Bürgerbüros. Letzteres wird eigenständig und auf Grundalge des ab Sommer 2025 geltenden Passsicherheitsgesetzes umgesetzt und zielt im Wesentlichen auf alle melderechtlichen- sowie Passangelegenheiten ab, wohingegen der „AMT-O-MAT“ vorrangig für Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem seit dem 01.01.2023 in Kraft getretenen Online-Zugangs-Gesetz steht.

 

 

 

2.) „40.000 EUR-Projekte“

 

Um einerseits eine Identifikation mit den Zielen der „Smarten Region MYK10“ zu erreichen und andererseits Ideen und Projekte greifbarer zu machen, hat der Kreisausschuss des Landkreises Ende November 2022 beschlossen, den Verbandsgemeinden und Städten Mittel in Höhe von insgesamt 400.000 EUR aus dem Förderprogramm „Smart Cities“ bereitzustellen.

 

Der Ansatz war, kurzfristig Möglichkeiten in Projekte umzusetzen und so erlebbar zu machen. Um diese Smart City-Projekte in den Kommunen durchführen und vor Ort zur Lösung konkreter Herausforderungen zu initiieren und zu investieren, wurde jeder Verbandsgemeinde bzw. Stadt mit einem Budget von jeweils max. 40.000 EUR zur eigenverantwortlichen Projektumsetzung ausgestattet. Der Mittelabruf war bis zum 30.06.2023 möglich. Es bestanden somit rd. sechs Monate Zeit, um etwaige Projekte zu planen, auszuschreiben und letztlich zu vergeben. Die Förderfähigkeit der jeweiligen Umsetzungsmaßnahmen war gleichzeitig im Voraus explizit mit der Stabsstelle „Smart Cities“ abzustimmen, um dabei die Einhaltung der Fördermaßgaben des Fördermittelgebers sicherzustellen. Die Realisierung erfolgt nun autark vor Ort bis spätestens Oktober/November dieses Jahres, damit der Mittelabruf noch in 2023 vollzogen werden kann.

 

Grundsätzliche Maßgabe der Förderung ist, dass der systemische Hintergund OpenSource ist. D. h. der entsprechende Quellcode muss offen sein. Als Open Source (aus englisch open source, wörtlich offene Quelle) wird Software bezeichnet, deren Quelltext öffentlich ist und von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden kann. Open-Source-Software kann unter Einhaltung der Lizenzbedingungen meistens kostenfrei genutzt werden. Diese grundsätzliche Idee ist bereits in der Smart City-Carta aus dem Jahre 2015 festgelegt. Die Idee ist, dass alle von einem offenen System profitieren sollen.

 

In der VG Mendig befinden sich aktuell zwei Projekte in der Umsetzung:

 

a) Smarte Wegebeleuchtung am Waldsee Rieden

 

Die Wegebeleuchtung am Waldsee wird nur dann leuchten, wenn sich eine Person den entsprechenden Leuchten nähert. Im Mast verbaute Sensorik leiten den Impuls zu Beginn des Weges an die nachfolgenden Leuchten weiter, so dass immer dort ausreichend Licht vorhanden ist, wo sich die Person gerade befindet. Hierbei erkennt das System die Bewegungsrichtung, gradlinig entlang des Weges und meldet der jeweils nächsten und übernächsten Leuchte „Anschalten“ und den bereits passierten Leuchten sukzessive „abschalten“.

 

b) Smarte Bewässerung am Hospitalplatz

 

Ein Bewässerungssystem am Hospitalplatz soll zum einen die Bauhofmitarbeiter entlasten und zum anderen den Wasserverbrauch regulieren. Mittels Bodenfeuchte-Sensorik wird ermittelt wann eine Wassergabe nötig ist. Hier werden die Blumenkästen rund um den Platz, sowie die neu gepflanzten Bäume auf dem Platz als auch die rund um den Platz mit den entsprechenden Sensoren versehen. Wobei allerdings nur die Bäume auf dem Hospitalplatz an die automatische Wasserversorgung angeschlossen werden. So lässt dies einen zusätzlichen Vergleich zu, wie sich die Bewässerung auf das Wachstum und die Entwicklung auswirken.

 

Parallel hierzu werden die Daten hierzu gesammelt und entsprechende Vergleiche sowohl im Stromverbrauch als auch beim Wasser anderen Kommunen im Kreis MYK zur Verfügung gestellt werden. So haben diese beiden Projekte quasi Vorreiter-Funktion für Nachfolger.

 

 

3.) „Regio-Hub“ Rieden

 

Bereits im Förderantrag als Modellprojekt „Smart Cities“ wurde das Leitprojekt der

„RegioHubs“ definiert. Idee ist, leerstehende Gebäude mit neuen Nutzungen wiederzubeleben und somit Stadtentwicklungsimpulse zu setzen. Diese Gebäude

bzw. Einrichtungen sollen multifunktional genutzt werden. Im Kern steht ein

bedarfsorientiertes Coworking-Angebot, um das herum weitere analoge und digitale

Nutzungsmöglichkeiten entstehen sollen.

 

Dies könnten beispielsweise Angebote der Daseinsvorsorge wie Pop-Up-Arztpraxen – also eine Praxis, die z.B. an einem Nachmittag in

der Woche einen freien Raum in dem RegioHub nutzt – der am nächsten Tag z.B. von

einem/einer Physiotherapeut/in belegt sein kann, aber auch Dorfläden, temporäre

Bürgerbüros oder Logistiksammelpunkte, soziokulturelle Angebote (Seniorentreffpunkte,

Mitmachangebote für Kinder und Jugendliche wie sie aus sog. Stadtlaboren bekannt sind)

oder auch solche mit Bildungsschwerpunkt (z.B. Angebote der Kreisvolkshochschule oder

der Universität mit einem Laborangebot vor Ort) sein.

 

Ziel der „RegioHubs“ ist es, durch die Angebote vor Ort Pendlerströme aus den beteiligten

Kommunen zu reduzieren, Leerstände durch die multifunktionale Nutzung wiederzubeleben,

attraktive neue Arbeitsformen in Form von Coworking auch im ländlichen Raum zu

etablieren, Innovation und Digitalisierung in die Fläche zu bringen, lokale Netzwerke zu aktivieren sowie die Stadt-/ Umlandbeziehung zu stärken.

Im alten Pfarrhaus in Rieden soll nun eines von 5 solcher RegioHubs im Landkreis MYK entstehen. Gemeinsames Ziel dieser fünf Standorte soll sein, den Betrieb eines RegioNetzes auf zu bauen. D.h. es sollen Planung, Organisation und Abstimmung zwischen den verschiedenen Standorten sollen zusammengeführt werden, um eine reibungslose und effiziente Zusammenarbeit sicherzustellen.

Hierdurch soll eine breite Vielfalt an Erfahrungen entstehen, da jeder Standort spezifische thematische Schwerpunkte setzen wird, die sich aus den örtlichen Gegebenheiten ergeben. Lösungen, die an einzelnen Standorten erfolgreich sind, können auf andere übertragen werden. Es wird nicht überall dasselbe umgesetzt, sondern es entstehen maßgeschneiderte Lösungen, die zu den jeweiligen örtlichen Bedingungen und Gemeinschaften

Entscheidend bei diesem Projekt ist nicht nur die Finanzierung der Baumaßnahmen und der Betriebskosten für vier Jahre, sondern langfristig die Ortskerne wiederzubeleben, die lokale Gemeinschaft und Zivilgesellschaft zu stärken und auch die die Entwicklung weiterer, neuer innovativer Ideen zu fördern bzw. einen Raum zu geben.

 

 

 

 

4.) „MYK-App“

In den Arbeitsgruppensitzungen des Projekts Smart-Cities mit verschiedenen Vertretern aus dem Landkreis hat ein weiterer Ansatz unter dem Arbeitstitel „Unser Landkreis für die Hosentasche“ in konkreter Ausgestaltung einer „MYK-App“ Gestalt angenommen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut wurden verschiedene Ansätze und Lösungen betrachtet. Die erste Version der App soll folgende Funktionen enthalten:

-       Anzeige regionale Nachrichten (insb. zur Information der Bevölkerung durch die Gemeindeverwaltungen) mit Filtermöglichkeit je nach Heimatort/-gemeinde

-       Übersicht lokaler Unternehmen (Restaurants, Einzelhandel, Betriebe, Apotheken, Ärzte, Gesundheitsdienstleistungen etc.) à Klärung der Datenpflege steht noch aus

-       Übersicht und Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Wander- und Fahrrad-wege

-       Informationen zu Freizeit- und Sportangeboten sowie Vereinen

-       Vereins- und Ehrenamtsplattform zur Präsentation von Vereinen, Institutionen, zur Einstellung von Gesuchen und Angeboten für Nachbarschaftshilfe >>Klärung der Datenpflege steht noch aus

-       Übersicht über Veranstaltungen (inkl. Push-Benachrichtigung)

-       Regionales Wetter

-       Synchronisierung der örtlichen Abfallkalenders (inkl. automatischer, wiederkehrender Benachrichtigung per Push-Nachricht, Kalenderexport)

-       Mängelmelder

-       Informationen über Angebot und Fahrtzeiten des ÖPNV

 

Das Vorhaben MYK-APP soll schrittweise wachsen und weiter entsprechend angepasst werden. Da der Landkreis über zehn angehörige Verbandsgemeinden und Städte mit insgesamt 87 Ortsgemeinden verfügt, ist es von besonderer Bedeutung, dass Nutzende nur die Informationen der bzw. des für sie relevanten Orte/s erhalten. Das Design der Smart MYK-App ist insgesamt an das CI des Landkreises angepasst. Aber auch in Einzelteilen sind individuelle Anpassungen möglich. Beispielsweise über die Zusammenstellung der Favoriten, die Auswahl relevanter Orte und für die Nutzer wichtigsten Funktionen. Über eine Filterfunktion können die Nutzenden ihre App so nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen individualisieren. Man kann auswählen aus welcher Verbandsgemeinde/Stadt ich Informationen erhalten möchte. Dafür verwendet die App Push-Nachrichten, die nicht nur an relevante Veranstaltungen erinnern, sondern die Angebote individuell und personalisiert an die Nutzer richtet. Push-Nachrichten können etwa dann gesendet werden, wenn Ereignisse in einem bestimmten Gebiet auftreten (z.B. bei Unwettermeldungen).

 

Die Mein-MYK-APP ist zurzeit noch in der Testphase. Erstmalig vorgestellt wurden die Funktionen auf dem Zukunftsforum am 22.09.2023 in Ochtendung. Das Roll-Out ist Stand der aktuellen Planungen für Herbst 2023 vorgesehen.