Beschluss: zur Kenntnis genommen

Sachverhalt:

 

Am 10./11.01.2017 besuchten Mitglieder des Arbeitskreises Welterbe Eifeler Mühlsteinrevier das Bergwerk Rammelsberg, welches zusammen mit der Altstadt von Goslar und der Oberharzer Wasserwirtschaft bereits UNESCO-Weltkulturerbe ist. Ähnlich der Exkursion im Frühjahr 2016 zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte stand auch hier ein Austausch mit Verantwortlichen und Mitarbeitern dieses Industriedenkmals im Fokus.

Nach Beschluss des Beitritts der Ortsgemeinden Ettringen und Kottenheim zur bestehenden Kooperation der Städte Mayen und Mendig sowie der Verbandsgemeinde Mendig in den jeweiligen Räten, erfolgte am 15. Februar 2017 im Rathaus in Mendig die Unterzeichnung der neuen Kooperationsvereinbarung durch die fünf Bürgermeister der beteiligten Kommunen. Der angedachte Beitritt der VG Vordereifel soll 2018 nach Beschlussfassung in den VG-, Stadt- und Ortsgemeinderäten vollzogen werden.

 

Am 17. Februar wurde das UNESCO-Projekt Vertretern der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz vorgestellt. Herr Generaldirektor Thomas Metz befürwortete das Projekt und sprach sich dafür aus, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Jedoch sei es notwendig, als einer der nächsten Schritte eine klare Gebietsabgrenzung hinsichtlich des Areals des Eifeler Mühlsteinreviers auszuarbeiten. Bei der Abgrenzung des Gebietes sei zu beachten, dass keine wirtschaftlichen Interessen (z.B. bergrechtliche Erlaubnisse)  ̶ weder zum jetzigen Zeitpunkt und auch nicht zukünftig ̶ entgegenstehen. Eine Anerkennung der Schutzzone bedeute auch eine Unveränderbarkeit des Gebietes. Zudem sei es wichtig, eine Einordnung des Reviers in eine Objektkategorie der UNESCO  ̶ z.B. „vorindustrielles Industriedenkmal“ ̶  oder „Kulturlandschaft“ vorzunehmen.

In Bezug auf die vorgestellte Präsentation des Projekts betonte Herr Metz, dass in der aktuellen Version besonders der Mühlstein im Vordergrund stünde, er allerdings empfehlen würde, den Schwerpunkt in Richtung der Stätte sowie der immateriellen kulturellen Bedeutung zu verschieben. Richtig sei, so der Generaldirektor, die Erkenntnis der Arbeitsgruppe, dass der Sektor der Industriedenkmäler eine bisher noch unterrepräsentierte Kategorie im Bestand der vorhandenen Welterbestätten darstelle. Die Arbeit an einer Bewerbung um den Welterbetitel bedeute, laut Herrn Metz, einen unermesslichen Erkenntnisgewinn für die beteiligten Kommunen des Eifeler Mühlsteinreviers und sorge für eine Wahrnehmung dieser historischen Industrielandschaft in der Region und im Land Rheinland-Pfalz.

Als erstrebenswerte Zwischenschritte im Zuge der Welterbe-Bewerbung nannte Herr Metz eine Anerkennung als nationales und als europäisches Kulturdenkmal (Anmerkung: Aufnahme in die Liste der „national wertvollen Kulturdenkmäler“, Anerkennung als „Denkmal europäischer Industriekultur“ und Bewerbung um „Europa-Nostra-Preis“).

Zudem sicherte Herr Metz die Unterstützung der GDKE innerhalb des Beirats des Eifeler Mühlsteinreviers sowie bei weiteren Schritten wie der Vorstellung des Projekts auf Landesebene zu.

 

Am 29.05.2017 fand im Sitzungssaal der Stadtverwaltung Mayen die 1. Sitzung des Fachbeirats statt. Das Projekt wurde den Beiräten - Vertreter aus Forschung, Lehre und Fachbehörden - präsentiert. Im Anschluss daran entwickelte sich eine interessante Diskussion, in deren Verlauf die Fachbeiratsmitglieder wertvolle Anregungen äußerten.

 

Die geplanten Innenmarketingmaßnahmen, die zu einer Identifikation der Bevölkerung mit dem Welterbe-Vorhaben beitragen sollen, wurden am 26.08.2017 mit einer geführten Wanderung durch das Antragsgebiet von Mendig über Kottenheim und Ettringen nach Mayen eingeleitet. Unterwegs hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich an fünf Stationen über die Industrielandschaft des Eifeler Mühlsteinreviers zu informieren. Die Resonanz der rund 150 Teilnehmer fiel so positiv aus, dass eine dauerhafte Ausschilderung der Strecke sowie eine Wiederholung der geführten Wanderung für 2018 angedacht sind.

 

Ende November 2017 hatten die Mitglieder der Arbeitsgruppe Wissenschaft des Arbeitskreises die Möglichkeit, in den Räumlichkeiten des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Mainz Frau Dr. Andrea Stockhammer (Abt. 2 Allgemeine Kulturpflege, Zuständigkeit UNESCO-Weltkulturerbestätten in Rheinland-Pfalz, Immaterielles Kulturerbe, Europäisches Kulturerbesiegel) das Projekt vorzustellen und bezüglich Rat/Hilfestellung für die weitere Vorgehensweise anzufragen. Ergebnis dieses informellen Gesprächs vom 28.11.2017 war, dass Frau Dr. Stockhammer die Idee eines Welterbes Eifeler Mühlsteinrevier sehr positiv aufnahm und die Anwesenden ermutigte, das Projekt weiter voranzubringen. Ähnlich wie bereits Herr Generaldirektor Metz empfahl sie, den Fokus auf die eigentliche Stätte, also die Kulturlandschaft/das vormoderne Industrierevier zu richten und die Bedeutung des Mühlsteins nachrangiger zu thematisieren sowie das UNESCO-Kriterium der Einzigartigkeit noch ausführlicher zu begründen. Zudem sei die Zusammenstellung von detailliertem Kartenmaterial sehr wichtig für das Verfahren. Ziel der weiteren Vorgehensweise sollte nach Frau Dr. Stockhammer sein, mittels wissenschaftlich fundierter Arbeit nachzuweisen, dass das Eifeler Mühlsteinrevier die von der UNESCO geforderten Kriterien erfüllt, um auf die deutsche Tentativliste zu gelangen, die ab 2020 fortgeschrieben wird. In diesem Zusammenhang verwies Frau Dr. Stockhammer auch auf die Studie des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS), wonach Technologie- und Industriedenkmäler eine unterrepräsentierte Kategorie im Bestand der Welterbestätten darstellen, womit sich die Chancen des Mühlsteinreviers in diesem Sektor erhöhen.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs befürwortete Frau Dr. Stockhammer die bereits im Rahmen des Projekts geschaffenen Strukturen (interkommunale Kooperation, Arbeitskreis, Geschäftsstelle und Beirat) sowie die möglicherweise zukünftig angedachte Gründung eines Vereins und/oder eines Zweckverbandes. Den Verfahrensregeln gemäß sei es außerdem absolut notwendig, alle Ebenen von der Kommune, über den Landkreis, bis hin zum Land  ̶ das letztlich der Antragssteller ist  ̶ in das Projekt einzubinden.

Abschließend bot Frau Dr. Stockhammer an, als nächsten Schritt einen aus Mitteln des UNESCO-Etats des Ministeriums bezahlten Gutachter mit dem Projekt Welterbe Eifeler Mühlsteinrevier zu befassen. Dieser soll an mehreren Tagen vor Ort einen Eindruck von den Gegebenheiten gewinnen und den Mitgliedern des Arbeitskreises beratend zur Seite stehen. Für diese Aufgabe wäre nach Frau Dr. Stockhammer Herr Prof. Dr. Helmuth Albrecht von der TU Bergakademie (Lehrstuhl für Technikgeschichte und Industriearchäologie) hervorragend geeignet. Herr Prof. Albrecht ist außerdem Leiter der Welterbe-Projektgruppe am Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte  ̶ Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří, die ihren Antrag beim UNESCO-Welterbezentrum in Paris bereits eingereicht hat. Die Anwesenden verständigten sich dahingehend, dass Frau Dr. Stockhammer (nach schriftlicher Bitte durch die Geschäftsstelle) Kontakt mit Herrn Prof. Albrecht aufnehmen wird. Frau Dr. Stockhammer wird nach Eingang des entsprechenden Schreibens auch den Abteilungsleiter Herrn Kraus informieren.

Erst nachdem Herr Prof. Albrecht vor Ort war und das Gutachten verfasst wurde, soll zu einem späteren Zeitpunkt durch die Bürgermeister auch auf politischer Ebene an das Ministerium herangetreten werden. Dies ist, so Frau Dr. Stockhammer, der gängige Verfahrensablauf, da zunächst die jeweilige Fachabteilung mit dem Projekt befasst wird.

Wie Frau Dr. Stockhammer inzwischen mitteilte, hat Herr Professor Albrecht der Begutachtung zugestimmt und wird diese 2018 vornehmen.

 

Die 2. Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 23.01.2018 in Mendig statt. Der Fokus lag dabei besonders auf konkreten Maßnahmen und Aspekten im Zusammenhang mit dem Welterbevorhaben. Nach Vorstellung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Bearbeitung und Untersuchung, ging es in der anschließenden Diskussionsrunde um verschiedene Themenkomplexe, die es im Verlauf des Antragsverfahrens zu berücksichtigen gilt (u.a. die geographischen Verbreitungsgebiete der Mühlsteine, Erkenntnisse über die konjunkturelle Entwicklung des Industriereviers anhand von Zollquellen, sprachwissenschaftliche Besonderheiten mit Bezug zum Bergbau). Außerdem boten die Beiratsmitglieder fachliche und wissenschaftliche Unterstützung z.B. bei der Anlage eines Quellenrepertoriums mithilfe von Studenten an. Die nächste Sitzung des Fachbeirats ist für den 24.08.2018 in Mayen geplant.